Zeitungsbericht Fasnachtsaustritt Höfner 01.02.2017
Ausschnitt aus dem Höfner vom 01.02.2017

Schon länger spielte man mit dem Gedanken aus der Vereinsfasnacht auszutreten, versuchte es jedoch immer wieder mit verschiedenen Konzepten. Schlussendlich konnte man nicht mehr Leute ins Parkhaus locken und es wurde ein Schlussstrich gezogen. Unsere Beweggründe und was gefehlt hat, könnt ihr in folgendem Bericht des Höfners nachlesen.

 

«Die Kinderfasnacht ist wichtiger als eine Bar»

Der Turnverein WollerauBäch glaubt, dass er mit seinem Fasnachtsanlass ein Überangebot erzeugt. Er zieht sich deshalb als Mitorganisator der Wollerauer Vereinsfasnacht zurück.

Zugegeben: Als der Wollerauer Gemeinderat der Fasnachtsgesellschaft Fidelitas, dem Fussballclub, dem Turnverein und dem Musikverein im Jahr 2003 das Okay für die Durchführung von Fasnachtsanlässen im Parkhaus gab, machte sich Skepsis breit: Fasnacht im Parkhaus? Ob das gut kommt? Es kam gut. Mit einem immensen Aufwand verwandelten die vier Vereine den nackten Betonklotz in eine überraschend gemütliche Fasnachtsstätte, in der während vier Tagen verschiedene Anlässe über die Bühne gingen. Seit 13 Jahren hält sich die Wollerauer Vereinsfasnacht bereits – doch nun zieht sich der Turnverein zurück. Was ist geschehen?

«Feuer ist erloschen» Anfangs stiess die «Oldie-Bar» der Turner am Freitagabend nach dem Schmutzigen Donnerstag auf grossen Anklang. Doch im Laufe der Jahre besuchten immer weniger Leute den Anlass. Der Verein probierte neue Konzepte aus, doch es half nicht. Entsprechend sank die Motivation der Turner, sich weiterhin für die Vereinsfasnacht zu engagieren. «Bereits an der Abschlusssitzung der Fasnacht 2014 haben wir die anderen Vereine über unseren fehlenden Antrieb informiert», sagt Präsident Patrik Reichmuth. Es bestand die ernsthafte Absicht,sich von der Parkhausfasnacht zurückzuziehen. Wider Erwarten formierte sich innerhalb des Turnvereins eine Gruppe, die gewillt war, es noch einmal zu probieren. Entstanden ist die «T...-Bar». Reichmuth: «Nach zwei Austragungen ist dieses Feuer leider wieder erloschen. Jetzt, bei der dritten Durchführung,fragen wir uns,ob überhaupt das Bedürfnis besteht, dass der Turnverein am Freitag einen Fasnachtsanlass durchführt. Wir sind der Meinung, dass die Nachfrage gar nicht vorhanden ist und wir somit ein Überangebot generieren.» Deshalb ziehen die Turner jetzt die Konsequenzen: Die «T...-Bar» hat heuer zum letzten Mal geöffnet.Ende Mai tritt der Turnverein gemäss Beschluss der Generalversammlung aus dem 2015 gegründeten Verein Wollerauer Vereinsfasnacht aus.

Veränderung als Chance

Laut Reichmuth hat sich der Turnverein schwer damit getan, diesen Entscheid zu fällen. Davon zeugt auch das alles andere als eindeutige Abstimmungsergebnis an der GV von vergangener Woche. «Letztlich war unsere fehlende Motivation vielleicht sogar hinderlich und lähmend für die ganze Vereinsfasnacht», gibt sich Reichmuth selbstkritisch. «Insofern ist unser Austritt eine Chance für Veränderung.» Der Turnverein hat dies am eigenen Leib erfahren, als er bei der Durchführung des Turnerkränzlis plötzlich nicht mehr auf die Unterstützung eines anderen Vereins zählen konnte. Reichmuth: «Die anschliessenden nötigen Veränderungen haben das Turnerkränzli gestärkt. Für das Überleben der Fasnachtskultur in Wollerau ist es vielleicht wichtiger, dass ein Maskenball oder eine Kinderfasnacht überlebt statt ein Barbetrieb.» Fokus auf Vereinszweck

Die Turner werden der Fasnacht den Rücken nicht ganz kehren. So werden sie weiterhin mit einem Wagen am Höfner Bezirksumzug präsent sein, wenn er in Wollerau stattfindet. Und auf ihre träfen Schnitzelbänke müssen die Wollerauer künftig ebenfalls nicht verzichten. Reichmuth: «Zudem sind wir offen, die Fasnacht in einer anderen Form weiter zu unterstützen und zu einem aktiven Dorfleben beizutragen. » Letzteres macht der Verein übrigens bereits mannigfach, sei es an Gemeindeanlässen und an der Chilbi oder mit seinen eigenen Veranstaltungen wie «de schnällscht Wollerauer» oder dem Turnerkränzli.

«Unsere Kapazitäten sind beschränkt, und die Fasnacht ist nicht unser Kerngeschäft», fasst Reichmuth zusammen. «Deshalb haben wir entschieden, unsere Energie langfristig auf unseren Vereinszweck zu fokussieren, nämlich das Pflegen von Turnen und Sport mit Ausbildungs- und Wettkampfmöglichkeiten. » Nicht betroffen vom Entscheid des Turnvereins ist der Anlass der Damen- und Frauenriege im Parkhaus: Das Schnitzelbanksingen am Sonntag findet wie gewohnt unter ihrer Regie statt.

Text von Claudia Hiestand, Höfner Volksblatt - 01.02.2017

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